Liebe Leserinnen und Leser des Newsletters,
„Steh auf und iss!“ fordert der Engel Gottes den Propheten Elija in der Lesung aus dem 1. Buch der Könige auf, welche wir am kommenden 19. Sonntag im Jahreskreis hören werden (1 Kön 19, 4-8).
Elija, der sich auf der Flucht in der Wüste völlig erschöpft und seines Lebens müde zum Sterben unter einen Ginsterstrauch gelegt hatte, wird zwei Mal vom Engel zum Essen und Trinken aufgefordert.
Und so gestärkt wandert er vierzig Tage und Nächte zum Godesberg Horeb, wo sich Gott ihm schließlich offenbart und zwar nicht in gewaltigen Naturgewalten wie Sturm, Erdbeben oder Feuer, sondern in einem sanften, leisen Säuseln.
Zu dieser Erzählung schrieb Rainer Maria Rilke folgendes Gedicht:
Tröstung des Elija
Er hatte das getan und dies, der Bund
wie jenen Altar wieder aufzubauen,
zu dem sein weitgeschleudertes Vertrauen
zurück als Feuer fiel von ferne, und
hatte er dann nicht Hunderte zerhauen,
weil sie ihm stanken mit dem Baal im Mund,
am Bache schlachtend bis ans Abendgrauen,
das mit dem Regengrau sich groß verband.
Doch als ihn von der Königin der Bote
nach solchem Werktag antrat und bedrohte,
da lief er wie ein Irrer in das Land,
so lange bis er unterm Ginsterstrauche
wie weggeworfen aufbrach in Geschrei,
das in der Wüste brüllte: Gott, gebrauche
mich länger nicht. Ich bin entzwei.
Doch grade da kam ihn der Engel ätzen
mit einer Speise, die er tief empfing,
so daß er lange dann an Weideplätzen
und Wassern immer zum Gebirge ging,
zu dem der Herr um seinetwillen kam:
im Sturme nicht und nicht im Sich-Zerspalten
der Erde, der entlang in schweren Falten
ein leeres Feuer ging, fast wie aus Scham
über des Ungeheuren ausgeruhtes
Hinstürzen zu dem angekommnen Alten,
der ihn im sanften Sausen seines Blutes
erschreckt und zugedeckt vernahm.
„Steh auf und iss!“ sagt Gott auch zu uns, gerade in den Momenten unseres Lebens, in denen uns das Weitergehen schwer fällt oder sogar unmöglich erscheint.
Wir dürfen darauf vertrauen, dass er so auch uns in unseren Wüstenzeiten stärkt und sich uns offenbart, oft unter unscheinbaren und leisen Zeichen.
So lade ich herzlich zum Gottesdienst am kommenden Sonntag, den 11. August, um 12:00 Uhr in die Salesian Sisters Foundation in Bangkok ein.
Mit herzlichen Grüßen und guten Wünschen,
Ihr/Euer Pater Andreas