Rückwärts laufen

Rückwärts laufen

Mein Vater läuft jetzt rückwärts…

Nein, nicht immer, aber bei seinen täglichen Spaziergängen geht er jetzt immer auch eine Strecke rückwärts, um das Gleichgewicht, die Koordination und die Konzentration zu trainieren. (Meine Mutter passt derweil auf, dass er nicht in jemanden oder etwas hineinläuft…) Und so wie es klingt, haben die beiden allen Spaß dabei.

Dinge anders machen als gewohnt:

mal mit links schreiben,

ganz ohne Advent Vanillekipferl backen,

mich nicht über den Vogel ärgern, der mich um 5 in der Früh weckt und mit seinem lauten Gezwitscher nicht mehr einschlafen lässt, sondern auf den Balkon gehen und mit ihm zusammen den Tag erwarten, ohne Buch, ohne Handy, ohne to-do-Liste,

etwas Neues ausprobieren:

das Kleid für besondere Anlässe in den Supermarkt oder zum Spazierengehen anziehen,

Klingelstreich spielen, aber anders: jemandem Blumen vor die Tür stellen, klingeln, sich verstecken… und dann zusammen freuen,

„Stromausfall“ spielen und den Abend bei Kerzenschein verbringen…

Dinge tun, die man sich nie getraut hat zu tun, weil sie vielleicht lächerlich wirken können oder man „schon zu alt dafür ist“:

im Regen tanzen,

laut jubeln, egal ob jemand zuhört,

jemand Wildfremden ein Kompliment machen,

beim Gottesdienst laut mitsingen, auch wenn es falsch klingt…

Dinge tun, die man schon ewig nicht mehr gemacht hat:

Nutella direkt aus dem Glas essen,

einen Überraschungsbesuch machen,

mit den Kindern ein Lager unter dem Esstisch bauen und darin übernachten,

einen Brief schreiben…

Und in all dem (wieder) entdecken, wie reich unser Alltag ist, wieviel Spaß er machen kann, dass die Zusage Jesu „Ich bin gekommen, damit sie das Leben in Fülle haben“ (Joh 10.10) auch uns gilt! Jeden Tag!

Beate Czabaun