Gegen Ende des Kirchenjahres häufen sich die Lesungen vom Weltgericht, der Darstellung von Gott als Richter, der Bestrafung der Bösen und der Belohnung der Guten.
Ich merke, dass ich bei diesen Beschreibungen immer anfange, den Kopf einzuziehen und mich klein zu machen. Ich sehe mich nicht auf der Seite der Guten und das Bild von Gott, der alle richtet, der mich zur Rechenschaft zieht für meine Verfehlungen, der über mein Leben urteilt mit der berühmten Waagschale, macht mir Angst. Und ich will das, was ich falsch gemacht habe am liebsten verdrängen.
Und was hat jetzt der Pumuckl damit zu tun???
Ich weiß nicht, ob ihnen allen die Geschichten vom gutherzigen, rothaarigen Kobold Pumuckl und seinem Meister Eder geläufig sind – Pumuckls Tage sind angefüllt von Abenteuern und Schabernack und oft genug geht ihm dabei, trotz guter Absichten, etwas zu Bruch und Schreinermeister Eder hat alle Hände voll damit zu tun, alles wieder in Ordnung zu bringen.
Als ich eines Tages hörte, wie unsere Priesteramtskandidat das Bild von Gott, der alles richtet, mit der Reaktion vom Meister Eder auf den Pumuckl, der grad wieder etwas angestellt hatte, verglichen hat:
„Zeig a mal her! Was hast‘n da wieder angstellt?“ und dann: „Ah geh, des richt ma scho!“
war das für mich wie eine Erlösung:
„richten“ als reparieren, in Ordnung bringen, wieder heil machen und nicht als verurteilen und bestrafen:
Gott, der alles richten und wieder heil machen will!
Das nimmt mir nichts davon, dass ich für mein Tun und Lassen verantwortlich bin. Wir haben die Freiheit zu entscheiden, wie wir handeln wollen. Und meistens weiß ich selbst ganz genau, wo ich hinter dem zurückgeblieben bin, was ich eigentlich hätte machen wollen und sollen.
Und wenn etwas schiefgegangen ist, ich einen Fehler gemacht habe, kann ich mit Gott, der mein Leben richten und wieder heil machen will, dem viel leichter ins Auge schauen. Ich kann bildlich gesprochen meinen Scherbenhaufen anschauen, die Scherben zusammen klauben und soweit es geht, wieder zusammenfügen. Ich kann mit den Rissen, den Bruchstellen leben lernen und versuchen, es das nächste Mal besser zu machen.
Geh, des richt ma scho!
Beate Czabaun