Vor vielen Jahren ging ich mit meinem Vater auf dem Jakobsweg von León nach Santiago di Compostela. Am dritten Tag führte die Etappe über die Berge, 30 km auf und ab in der sengenden Sonne … nach guten 20 km konnte ich nicht mehr, der Rucksack war zu schwer, mir war zu heiß, die Füße taten weh und ich verfluchte meinen Übermut, mich auf dieses Unternehmen ohne großes Training eingelassen zu haben. Am liebsten hätte ich mich einfach hingelegt und wäre keinen Schritt mehr weiter gegangen. Ging natürlich nicht – das nächste Dorf lag hinter dem Bergrücken und von Schatten zum Rasten weit und breit keine Spur… „Hola!“ hörte ich da auf einmal. „Hola!“ – rief ein Bauer mir zu, der irgendetwas am Wegesrand arbeitete. Er hielt mir eine Handvoll Kirschen entgegen und als ich mich verdutzt bedanken wollte, rief er nur „Viva Santiago!“ und widmete sich wieder seiner Arbeit.
Nie hatten mir Kirschen so gut geschmeckt und es war fast so wie mit dem Zaubertrank bei Asterix und Obelix: mit jeder Kirsche wuchsen mir neue Kräfte zu, kehrte ein Stück Zuversicht und Selbstvertrauen zurück, den Weg gehen zu können und mein Ziel zu erreichen.
Jemand hatte gesehen, wie es mir geht und das Nächstliegende, Notwendige getan, ganz schlicht und ergreifend und ohne großes Herumreden.
Und auch, wenn es bei kleinen Anlässen geschieht: Gesehen, wahrgenommen werden bedeutet, signalisiert zu bekommen: „Du bist wichtig, mir ist nicht egal, wie es dir geht!“. Das reicht oft schon, dass man sich nicht mehr so verloren und alleine fühlt. Wieviel mehr kann es bedeuten, wenn es jemandem wirklich schlecht geht.
Eine positive Rückmeldung kann einen aufbauen und Flügel verleihen.
Eine Ermutigung kann einen über sich hinauswachsen lassen.
Ein Lächeln, ein freundlicher Blick kann einem den Tag retten.
Zu spüren, jemand ist da für einen, kann lebenswendend sein.
„Lasst uns aufeinander achten und uns zur Liebe und zu guten Taten anspornen“ heißt es im Hebräerbrief (Hebr 10,24) – und das Leben wird leichter…
Beate Czabaun