Ich steh im Stau und ärgere mich.
Ja, ich weiß, Stau in Bangkok ist nichts Ungewöhnliches, sondern gehört zur Tagesordnung, aber erstens ist dieser Stau besonders lang und zäh, zweitens scheinen die Autofahrer um mich herum ihren entspannten Fahrstil an diesem Tage zu Hause gelassen zu haben – von den verrückten Motorradfahrern ganz zu schweigen – und drittens ärgere ich mich über mich selbst. Ich hätte es besser wissen müssen, früher losfahren, den Skytrain nehmen…
Mir kommt das Gebet in den Sinn:
Gott gebe mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann;
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann;
und die Weisheit,
das eine vom anderen zu unterscheiden.
Und ich ärgere mich noch mehr – über mich selbst, darüber, dass ich mich ärgere – ich weiß ja, dass ich jetzt nichts mehr an der Situation ändern kann und einfach durchschnaufen könnte, den Stau akzeptieren oder gar als willkommene Unterbrechung ansehen könnte – aber der Ärger lässt mich nicht los! Oder ich lasse den Ärger nicht los… Ich sollte in meinem nicht mehr so jungen Alter doch endlich etwas mehr Gelassenheit an den Tag legen können, auch mir selbst gegenüber…
Hilft der Gedanke an „Du bist mein geliebtes Kind! An dir habe ich Gefallen gefunden!“, der Zusage aus dem Markusevangelium (Mk 1.11), die uns bei unserer Taufe versprochen wurde? Ein bisschen… Auch wenn ich mich gerade nicht so liebenswert fühle…
Und dann erinnere ich mich an eine Umformulierung des obenstehenden Gebetes:
Lieber Gott, gib mir bitte die Gelassenheit, meinen Chef zu verstehen,
gib mir die Geduld, ihn zu ertragen,
gib mir die Güte, ihm zu verzeihen,
aber bitte, Lieber Gott, gib mir keine Kraft,
denn, wenn ich Kraft habe, dann haue ich ihm eine rein.
Ich muss lachen – wobei ich ausdrücklich feststellen muss, dass ich niemals einen Chef hatte, bei dem dieses Gebet angebracht gewesen wäre! Der Knoten ist geplatzt und ich kann in Ruhe und Frieden heimschleichen.
Ich wünsche Ihnen Anlässe, Menschen, Erinnerungen, die Sie zum Lachen bringen, die sie herausholen aus der Ärger- oder Stressspirale!
Beate Czabaun