Als Erbsenzähler ist ja eigentlich jemand bekannt oder verschrien, der kleinlich und pedantisch auf größtmögliche Genauigkeit Wert legt.
Dass man Erbsenzählerei auch ganz anders betreiben kann, erzählt folgende Geschichte:
Eine alte Frau wurde einmal gefragt, wie sie es schaffe, immer so zufrieden und glücklich zu sein, wo ihr doch das Leben nicht immer gut mitgespielt und sie so manche Last zu tragen habe. Mit einem verschmitzten Lächeln antwortete die Frau: „Das liegt an den Erbsen.“ „An den Erbsen??? Macht Erbsen essen glücklich?“ „Nein, ich esse die Erbsen nicht, ich stecke mir jeden Morgen eine Handvoll getrockneter Erbsen in die rechte Rocktasche. Und immer, wenn ich etwas Schönes sehe oder höre oder wenn etwas Nettes passiert – etwa die Nachbarskatze um meine Beine streicht oder mir das Essen gut schmeckt oder ich jemand zum Ratschen treffe, dann stecke ich eine von den Erbsen in die linke Rocktasche. Und am Abend zähle ich alle Erbsen aus der linken Rocktasche und schaue sie mir an und denke daran, wieviel Schönes und Gutes mir an diesem Tage widerfahren ist und ich bedanke mich für all diese Momente. Und auch, wenn nur eine Erbse da ist, ist der Tag gelungen und es hat sich gelohnt, ihn zu leben. Und dann schlafe ich zufrieden und glücklich ein.“
Die schönen und guten Dinge im Leben zu bemerken, die Menschen, die einem begegnen wahrzunehmen und aufmerksam zu werden für all die unverdienten Geschenke des Lebens – unverdient nicht im Sinne von „wir sind es nicht wert“, sondern im Sinne von „wir haben sie nicht verdienen müssen, sie wurden uns einfach so geschenkt“ – das erfüllt mit Dankbarkeit.
Dankbar sein können ist etwas Wunderbares! Nicht ‚dankbar sein müssen‘ ist damit gemeint – so wie vielleicht mancher als Kind ‚artig Danke sagen‘ musste für etwas, das er vielleicht gar nicht haben wollte, sondern Dinge, die für uns vielleicht ganz selbstverständlich sind, wie unsere Nahrung und Kleidung oder die Menschen, mit denen wir leben, als Gabe zu sehen, als Geschenk. Und beschenkt zu werden ist doch schön, oder?
Ihre Beate Czabaun
An diesem Wochenende wird in Deutschland Erntedank gefeiert – Pfarrer Koerber und ich haben aber beschlossen, unseren ökumenischen Familiengottesdienst zu Erntedank zu verschieben, in der Hoffnung, dass wir in der zweiten Monatshälfte vielleicht schon wieder live und vor Ort unseren Gottesdienst feiern können.